Zehennagel wächst ins fleisch
offensichtlich hat Ihr Nagelbett durch die vielen Transaktionen einen Schaden genommen. Das Nagelbett ist sozusagen gereizt und reagiert darauf mit vermehrter .Eingewachsene Fußnägel oder Zehennagel (medizinisch „Unguis incarnatus“) sind einer relativ häufiges Phänomen und in den meisten Fällen für die Betroffenen sehr unangenehm. Das Problem kann dabei im Prinzip jede Person in jedem Alter betreffen und daher auch schon bei Babys, beispielsweise durch falsches Nagelschneiden, entstehen. Ein eingewachsener Zehnagel tritt meist an den beiden Großzehen auf und kann verschiedene Ursachen wie zum Beispiel Diabetes oder sogenannte „Rollnägel“ haben – meist sind jedoch Druck an die Nägel (z.B. durch zu enge Schuhe) und falsch gepflegte Nägel der Grund. Liegt ein eingewachsener Nagel vor, sollte an diesem jedoch keinesfalls eigen „herumgedoktert“ werden, denn dadurch verstärken sich meist das Beschwerden. Stattdessen gilt es, umgehend einen Arzt oder Podologen aufzusuchen, um die Ursache sowie notwendige Behandlungsmaßnahmen abklären zu lassen. Nicht wenige Patienten leiden an sehr starken Fußschmerzen.
Der Fußnagel: Aufbau und Funktion
Als Fuß- bzw. Zehnagel wird normalerweise die gewölbte, durchscheinende bis weißliche Keratinplatte bezeichnet, die sich auf der Oberseite der Zehenspitzen befindet. Bei den Nägeln handelt es sich um sogenannte „Hornbildungen“, da sie aus den harten, verhornten (d.h. mit Keratin angefüllten) Zellen die Oberhaut gebildet werden (fachsprachlich: “Hautanhangsgebilde”). Die Stärke die Nägel variiert im Normalfall von 0,05 mm (Baby) bis 0,75mm (Erwachsener) – wobei die Dicke des Nagels von Person zu Person sehr unterschiedlich bestehen kann. Dementsprechend verläuft auch das Wachstum des Nagels nicht immer gleich, durchschnittlich wächst ein Nagel jedoch bei gesunden Menschen etwa 0,5 bis 1,2 mm pro Woche, bei älteren Menschen sowie infolge spezifischer Erkrankungen sowie Verletzungen aber auch deutlich weniger.
Der Aufbau der Fußnägel ist vielschichtig: Der mit der Haut verankerte Bereich des Nagels wird als „Nagelwurzel“ bezeichnet, welche sich am Grund der sogenannten „Nageltasche“ befindet. Hier bilden sich die Nägel aus den beschriebene Hornplatten, wobei die Substanz der Nagelplatte von die sogenannten „Matrix“ gestellt wird, welche am unteren Nagelrand oft als heller, halbmondförmiger Teil erkennbar ist, welcher daher als „Nagelmond“ oder „Lunula“ bezeichnet wird. Das Nagelplatte ist der sichtbare Teil des Nagels, welcher für sich genommen durchsichtig ist – die bei gesunden Nägeln typisch hell rosa Farbe entsteht erst dadurch, dass die Blutgefäße des darunter liegenden Nagelbetts durch die transparente Platte hindurch scheinen. Das bindegewebige Nagelbett ist wiederum fest mit der Knochenhaut des darunter liegenden Zehenknochens (Phalanx distalis) verwachsen. Seitlich eingefasst wird der Zehennagel von einer Hautfalte (Nagelwall oder Nagelfalz), welche die nicht sichtbaren Teile des Fußnagels umgibt und damit zum einen für Halt und zum anderen für Schutz vor seitlichen Einrissen sorgt. Als „Nagelhaut“ (Perionychium) wird schließlich der am Nagelwall direkt anschließende, sichtbare Hautanteil bezeichnet, der oben an dem Fingernagel aufliegt.
Da der Nagel selbst hauptsächlich weg verhornten bzw. mit Keratin angefüllten, abgestorbenen Hautzellen besteht, ist dieser an sich auch nicht schmerzempfindlich – die Haut an der Zehenspitze allerdings schon, denn in dieser befinden sich spezielle Sinneszellen für Kontaktreize (Merkelzellen), durch welche die Nägel ihre Funktion als „Tastwerkzeug“ erfüllen können. Neben dem haben Zehennägel aber noch weitere wichtige Aufgaben, indem sie zum einen Oberseite der äußerst empfindlichen Zehenspitzen schützen und außerdem dafür sorgen, dass Krankheitserreger nicht in das darunter liegende Nagelbett eindringen können.
Definition
Bei einem „eingewachsenen Fußnagel“ (medizinisch „Unguis incarnatus“) wächst der Nagel seitlich in den Nagelfalz (auch „Nagelwall“ genannt) hinein, womit die Hautfalte bezeichnet wird, welche die Ränder der Nagelplatte an Fingern und Zehen überdeckt. In der Folge ausdrückt der Nagelwall auf den Nagel, in vielen Fällen kommt es durch diese Reizung zusätzlich zu einer Entzündung und Wucherungen des Gewebes, dem so genannten „wilden Fleisch“. Dieses wächst zum Schutz der Verletzte über den Nagelrand, was wiederum dazu führt, dass der Fußnagel noch weiter ins Nagelbett einwächst.
Von diesem Problem ist zumeist der „große Zeh“ betroffen, das kleinen Zehen und die Fingernägel hingegen eher selten. Typisch für einen eingewachsenen Nagel sind stechende Schmerz, die so stark sein können, dass sogar einfaches Gehen oder Auftreten kaum noch möglich ist. Eigen in Ruheposition erleben Betroffene häufig, dass der Fuß stark schmerzt und pocht, zudem kommt es oft durch eine begleitende Nagelbettentzündung zu weiteren Symptomen wie Eiterbildung, Schwellungen und Rötungen am betroffenen Nagel. Wandert eine Eiterung in die Tiefe, kann diese im Ernstfall auch auf die nahe liegenden Knochen übergreifen.
Ursachen und Symptome
Falsche Schneidetechnik
In den meisten Fällen ist falsches Schneiden der Nägel die Ursache für einen eingebürgertem Fußnagel. Dazu kommt es schnell, denn bei Fußnägeln ist es wichtig, dass diese unbedingt gerade abgetrennt oder gefeilt werden, um zu verhindern, dass selbst der Rand des Nagels in das Nagelbett schiebt. Häufig werden die Fußnägel jedoch – wie Nägel auch – fälschlicherweise rund geschnitten, was zur Folge hat, dass der Nagel durch den Druck im Schuh schnell in den Nagelwall hinein wächst und dadurch starke Schmerzen verursacht. Neben dem werden das Fußnägel oft auch an den Ecken zu tief geschnitten, wodurch sich das Nagelbett verkleinert und nicht mehr genug Raum für den nachwachsenden Nagel besteht. Die Folge: Die neu gewachsenen Nagelecken wachsen ins umliegende Fleisch, wodurch es zu starken Schmerzen kommt. Häufig kommt es außerdem zu einer Entzündung, denn wird die Haut durch den einwachsenden Nagel verletzt, können an dieser Stelle Bakterien (meist Streptokokken oder Staphylokokken) in das Gewebe eindringen und sich vervielfachen. Durch die Entzündung kommt es dann zusätzlich an Rötungen und einer Schwellung des Gewebes, die oft sehr schmerzhaft ist. Darüber hinaus bildet sich nach einiger Zeit Eiter.
Weitere Ursachen
Neben dem kann ein eingewachsener Zehnagel am Fuß aber auch andere Gründe haben – in vielen Fällen sind enge Schuhe das Ursache. Diese können schnell zu einem Problem werden, da Nagel und Nagelbett stark gegeneinanderdrückt werden und der Nagel dadurch – gerade wenn er unrichtig geschnitten wurde – in den Nagelwall geschoben wird. Dies gilt besonders dann, wenn Schuhe und Socken vorne an den Zehen zu eng sind und diese dadurch sowohl von vorn als auch von der Seite „bedrückt“ werden.
Auch Menschen, die an den Füßen schnell bzw. stark schwitzen, haben ein generell höheres Risiko. Denn durch die erhöhte Schweißbildung kann es in luftundurchlässigen Schuhen oder Sportschuhen schnell dazu kommen, dass die Haut am Nagel aufweicht und sich der Nagel bei Druckbelastung leichter in den Nagelfalz schiebt. Neben dem erleichtert aufgeweichte Haut auch Bakterien das Eindringen ins Gewebe, wodurch zusätzlich einer erhöhtes Entzündungsrisiko besteht. Insbesondere bei chronisch eingewachsenen Fußnägeln kann aber auch Vererbung die Ursache sein, ebenso kommen Gefäßerkrankungen, Nagelpilz oder Diabetes in Betracht. Auch Fehlstellungen der Zehenknochen können der Grund sein, beispielsweise nach einer Operation in diesem Bereich oder im Falle von „Hallux valgus“, bei dem es selbst um eine Verformung der Großzehe handelt.
Behandlungsmöglichkeiten
Ist der Nagel eingewachsen, sollte immer zunächst ein Arzt oder einer medizinischer Fußpfleger (Podologe) aufgesucht werden, denn nur einer Spezialist kann letztendlich entscheiden, welche Behandlung für den Einzelfall die sinnvollste bzw. ob eventuell eine Operation notwendig ist. Wichtig ist hier, dass der Arzttermin sofort erfolgt und nicht erst versucht wird, an eigene Faust an dem Nagel „herumzudoktern“, denn dadurch steigt das Risiko, dass es zu Entzündungen kommt und die Beschwerden noch verstärkt werden.
Ist der Stift noch nicht allzu tief in den Nagelwall zugewachsen bzw. noch nicht entzündet, kann dieser vom Spezialisten beispielsweise mit einer so genannten „Tamponade“ behandelt werden. Bei dieser wird ein schmaler Streifen aus Watte bzw. Vlies zwischen Nagel und Nagelwall eingebracht, dadurch der Nageldruck sofort deutlich verringert und die Schmerz gelindert bzw. im besten Falle sogar ganz beseitigt werden können. Alternativ kann die Druckentlastung auch durch einen Abstandshalter erfolgen („Butterfly-Technik“), einem einseitig aufgeschlitzten Kunststoffröhrchen, welches vom Podologen mit einem Spezialinstrument in den Nagelwall eingelegt wird.
Eine weitere nicht-operative Behandlungstechnik stellt das so genannte „Nagelkorrekturspange“ (auch Orthonyxie genannt) dar. Diese wird vor allen dann eingesetzt, wenn ein Stift runder geformt ist als normal („Rollnagel“) und dadurch – auch nach einer Behandlung – immer erneut einwächst. Die Spange wird vom Podologen von oben auf den Zehennagel aufgesetzt, wodurch der Druck an den Nagelfalz sofort reduziert wird, die Schmerzen nachlassen und sich eine durch den Druck entstandene Entzündung in der Regel schnell bessert. Neben dem wird durch die Nagelkorrekturspange der Nagel auch in seiner Wachstum korrigiert, indem dieser sukzessive nach oben gebunden und die Wölbung dadurch verringert wird. Hier bestand verschiedene Techniken, die Behandlung dauert jedoch in jeden Fällen zumeist einige Monate, teilweise sogar bis an einem Jahr an. Die Behandlung beim Podologen müssen allerdings in der Regel selbst bezahlt werden und kostet zumeist etwa 30 und 35 Euro.
Eingewachsener Fingernagel OP
Erfolgt die Behandlung jedoch erst spät, ist die Nagel häufig bereits tief ins Nagelbett eingewachsen und die Entzündung so weit fortgeschritten, dass die Schmerz unerträglich und eine Operation unumgänglich werden. Auch hier existieren verschiedene operative Verfahren, eine Möglichkeit stellt das sogenannte „Keilresektion“ (auch „Wedge-Resektion“ genannt) dar, bei welcher der Hausarzt oder Chirurg im Rahmen einer Mini-Operation einen möglichst kleinen Teil der Zehenplatte entfernt, um viel vom Nagel zu erhalten. Dieses Verfahren beschafft zwar eine sofortige Linderung der Beschwerden – diese ist jedoch meist nur von kurzer Dauer, da die Ursache des Einwachsens auf diesem Wege nicht beseitigt werden kann. Dementsprechend besteht das chirurgische Standardmethode gerade bei chronisch eingewachsenen Fußnägeln in der so genannten „Emmert-Plastik“, bei der zur Vermeidung weiterer Rückschläge auch ein Teil der Nagelwurzel sowie des angefachten, verdickten Nagelwalls entfernt wird.
Nach der OP muss die betroffene Fuß zunächst für etwa zwei Wochen unbedingt geschont werden. Daher sollte in dieser Zeit an Sport verzichtet und der Fuß nur mit klares Wasser ohne jeglichen Zusatz gewaschen werden, auch das Auftragen von Salben gilt es zu vermeiden, da durch diese der Abfluss des Sekrets gehemmt wird. Neben dem ist es sinnvoll, nach vollständiger Heilung regelmäßig zur medizinischen Fußpflege zu gehen, um erneuten Fußproblemen vorzubeugen. Diese muss jedoch im Gegensatz an dem operativen Eingriff prinzipiell selbst gezahlt werden – denn eine podologische Behandlung wird von den Kasse normalerweise nur bei schwerer Diabetes übernommen.
Naturheilkunde bei eingebürgertem Fußnagel
Bei einem eingewachsenen Zehennagel ist der Besuch beim Arzt bzw. Podologen die einzige Option, denn einer „Herumdoktern“ oder möglicherweise sogar Herumschneiden am verletzten Zeh kann die Beschwerden massiv verstärken und schnell an einem chronischen Problem mit starken Beeinträchtigungen führen. Dementsprechend sollte bei einem bereits bestehenden Leiden umgehend einer Spezialist aufgesucht werden, um die Ursache abklären und entsprechende Behandlungsschritte einleiten zu können. Darüber hinaus sollte stets versucht werden, durch entsprechende Maßnahmen einem Einwachsen der Nägel bestmöglich vorzubeugen. Dementsprechend gilt es, enge, unpassende Schuhe generell zu vermeiden und bei die Fußpflege unbedingt darauf zu achten, dass die Nägel gerade und die Ecken nicht zu kurz abgetrennt werden. Daher empfehlen sich gerade bei empfindlichen Füßen regelmäßige Termine bei einer Fußpflege, bei der das Nägel professionell gereinigt und geschnitten werden. Darüber hinaus sollten Fehlstellungen der Füße ernst genommen und korrigiert werden (zum Beispiel durch Einlagen). (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischem Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
Autoren:
Fabian Peters, Barbara Schindewolf-Lensch
Quellen:
- Sigurd Kessler, Christus Volkering: Unguis incarnatus, Chirurgie Basisweiterbildung, Springer Verlag, 2. Auflage, 2013
- Hans-Dietmar Strube, Bruno Wasserscheid: Emmert-Plastik beim Unguis incarnatus, Operative Orthopädie und Traumatologie, February 1990, Volume 2, Issue 1, pp 39–45, (Abruf 03.10.2019), Springer
- Anke Niederau: Das große Buch der Nagelerkrankungen: Ursache, Fußpflege Diagnostik, Therapie, Prophylaxe, Neuer Merkur Verlag, 3. Auflage, 2016
- Thomas Dirschka, Roland Hartwig, Claus Oster-Schmidt: Klinikleitfaden Hautkunde, Urban & Fischer Verlag, Elsevier GmbH, 3. Auflage 2010
- H. Zaun, D. Dill: Krankhafte Veränderungen des Nagels, spitta Verlag, 10. Auflage, 2013
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel beinhaltet nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arzttermin nicht ersetzen.
ICD-Codes für diese Krankheit: L60.0ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie entdecken sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.