Empirische arbeit aufbau
4. Aufbau der Arbeit. Egal, ob Sie eine theoretische oder empirische Hausarbeit verfassen, sind gewisse Aspekte eine bei allen wissenschaftlichen Arbeiten identisch: die Titelseite, das .Empirische Arbeit - Leitfaden und Tipps zur Gliederung
Was du bei der Durchführung einer empirischen Arbeit beachten musst und welche Begrifflichkeiten wichtig sind, liest du hier.
Was ist eine empirische Arbeit?
Die empirische Arbeit basiert im Unterschied zur Literaturarbeit auf wissenschaftlichen Methoden, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dabei können durch systematische Erhebung, Analyse und Interpretation von Daten, Aussagen über die Realität getroffen werden. Es handelt sich also um eine Forschungsarbeit, die aufgrund des hohen Zeitaufwandes meist erst in Bachelor- oder Masterarbeitenzum Einsatz kommt. In einigen Studiengängen werden aber schon in früheren Semestern erste empirische Arbeiten geschrieben. Die empirische Forschungsarbeit kommt insbesondere, aber nicht ausschließlich, in den Sozial- und Verhaltenswissenschaftenund der Medizin zum Einsatz.
Es gibt zwei verschiedene Gärten der empirischen Forschung – die quantitative und das qualitative Forschung. Bei der quantitativen Forschungwerden theoriegeleitete Hypothesenaufgestellt und durch die Erhebung von Daten überprüft. Einer wichtiger Aspekt ist dabei die „Operationalisierung“, also das Messbarmachung der aufgestellten Hypothesen, um zu begründeten, nachvollziehbaren Ergebnissen zu kommen. Ein Beispiel für eine Methode der quantitativen Forschung ist die Befragung, meistens per Fragebogen.
Bei der qualitativen Forschungist der Ansatz umgekehrt: An der Grundlage einer möglichst umfangreichen und differenzierten Datenlage werden theoretische Annahmen und Konzepte entwickelt. Auch dazu müssen die Daten zunächst erhoben und anschließend deutet werden. Dies geschieht meist auf der Grundlage erst Rohdaten aus quantitativen Forschungen und wird mithilfe von offenen Verfahren, wie etwa dem Interview, durchgeführt.
Welches Prozedur gewählt werden sollte, hängt maßgeblich mit dem Ziel der Forschung und dem Forschungsstand zusammen und müssen individuell entschieden werden. In den nachfolgenden Kapiteln darlegen wir dir, wie die Gliederung für eine quantitative empirische Arbeit aussehen sollte.
Vorbereitung und Themenfindung einer empirischen Arbeit
Wenn du eine empirische Arbeit schreiben willst, solltest du dir zuerst die vier W-Fragen stellen:
• Was soll untersucht werden?
• Wer soll untersucht werden?
• Wie soll untersucht werden?
• Womit soll untersucht werden?
Um diese Fragen zu beantworten, musst du als erstes eine umfassende Literaturrecherchebetreiben. Überlege dir grob, für welchen Themenbereich du dich interessierst und lese dich hierzu ein. Was für Studien gibt es bereits zu deinem Thema? Was genau untersuchen sie und auf welche Ergebnisse kommen sie? Welche Fragen bleiben offen?
Meist ist es leichter ein Thema zu wählen, zu dem es bereits einige Studien gibt, an denen du dich orientieren und auf die du dich unterstützen kannst. Dennoch sollte deine Forschungsarbeit einen neuen Beitrag zum Forschungsstand leistenund deine Fragestellung zuvor noch nicht beantwortet worden sein!
Hast du ein Thema und eine übergeordnete wissenschaftliche Fragestellunggewählt, kannst du deine Hypothesen aufstellen. Die Hypothesen müssen falsifizierbar sein, das heißt, dass sie entweder bestätigt oder wiederlegt werden können. Das zu tun obliegt dir in deiner Forschung, weshalb deine Hypothesen schon maßgeblich den Aufbau deiner empirischen Arbeit vorgeben.
Zuletzt musst du dir überlegen, wie und womit du deine Hypothesen auf ihren Wahrheit überprüfen kannst. Welche Erhebungs- und Auswertungsverfahreneignen sich dafür? Welche theoretischen Konstrukteliegen deiner Forschungsfrage und deinen Hypothesen zugrunde und wie können diese gemessen werden?
Verschiedene Datenerhebungsverfahren
Wie du die theoretischen Konstrukte erfassen möchtest, bestimmt bestimmend, welche Methode du für die Erhebung der Daten deiner empirischen Arbeit wählen solltest. Für viele theoretischen Konstrukte gibt es bereits etablierte Erhebungsmethoden, wie z.B. die Befragung in Form einer Umfrage in die Marktforschung. In deiner empirischen Arbeit solltest du aber immer ganz genau begründen, weshalb du welches Prozedur gewählt hast. Gehe dabei auch auf Alternativen und mögliche Kritik ein.
Es gibt zahlreiche Erhebungsmethoden, wie das Befragung, das Interview, die Beobachtung, das Experiment, das Gruppendiskussion oder die Inhaltsanalyse. Wir möchten dir hier einmal die drei gängigsten Methoden – die Befragung, die Beobachtung und das Experiment– einschließlich ihrer Vor- und Nachteilevorstellen:
• Bei der Befragung werden die Teilnehmer zu ihrer Meinung, ihrem Verhalten oder ihrer Gefühlslage zu einem Thema befragt. Sie kann schriftlich, telefonisch, mündlich oder online durchgeführt werden. Die Vorteile einer Befragung liegen vor allem darin, dass diese meist recht schnell und einfachdurchzuführen ist. Zudem kann man auch Zugang zu der Gefühlswelt oder den Gedankenvon Personen bekommen. Nachteilig ist jedoch, dass die Befragten sich der Befragungssituation bewusst sind und dies Auswirkungen auf ihr Verhaltenhaben kann. Ein berühmtes Beispiel ist das Phänomen der „Sozialen Erwünschtheit“, bei der Individuen absichtlich so antworten, wie sie denken, dass es von ihnen erwartet wird.
• Eine weitere gängige Erhebungsmethode ist das Experiment. Bei dieser wiederholbaren Messung abhängig Variablen unter kontrollierten Bedingungen, werden bewusst bestimmte Veränderungen herbeigeführt, um ihre Auswirkungen auf die Teilnehmenden an ermitteln. Ein Experiment kann im Labor oder in der natürlichen Umgebung der Befragten, dem sogenannten „Feld“, durchgeführt werden. Die Vorteile eines Experimentes liegen darin, dass du als Forscher aktiv Einfluss auf das Versuchssituation nehmenkannst. Zudem können hier auch unbewusste Aspekte menschlichen Verhaltenserfasst werden. Doch auch das Experiment hat seine Nachteile. Gerade Experimente im Labor werden aufgrund ihrer künstlichen Situationhäufig kritisiert. Ähnlich der Befragung sind sich die Teilnehmer der Versuchssituation bewusst und sitzen ihr Verhalten gegebenenfalls daran an.
• Die Beobachtung untersucht das Verhalten von Teilnehmenden und kommt deshalb oft in der Verhaltensforschung zum Einsatz. Die Vorteilen und Nachteile hängen hier stark von der Art der Beobachtung ab. Ist der Teilnehmende mit eingebunden und weiß, dass er beobachtet wird oder sucht die Beobachtung aus der Ferne statt? Grundsätzlich haben Beobachtungen das große Potential das tatsächliche Verhaltenmessen an können. Sie sind daher oft besonders repräsentativ und objektiv. Allerdings erfordern sie meist einen großen Planungsaufwand sowie geschultes Personalund stoßen dabei auf juristische Einschränkungenzum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Beobachteten.
Aufbau einer empirischen Arbeit
Hast du deine Forschung durchgeführt und deine Daten gesammelt, geht es an das Verfassen der empirischen Arbeit. Der grobe Aufbau ist hier immer gleich:
1. Deckblatt und Inhaltsverzeichnis
2. Einleitung (ggf. Abstract)
3. Forschungsstand und Hypothesen
4. Methodik, Durchführung und Ergebnisdarstellung
5. Diskussion und Kritik
6. Literatur- und Abbildungsverzeichnis
Bei eine empirischen Forschungsarbeit ist es besonders wichtig, dass deine Schritte und Herangehensweisen für den Leserin nachvollziehbar sind. Achte dabei auf die drei Gütekriterien der Objektivität, Reliabilität und Validität.
Einleitung, Hypothese und Forschungsstand
Auch deine empirische Forschungsarbeit beginnt wie jede andere Arbeit mit einer Einleitung. Je nachdem in welcher Fachrichtung du beheimatet bist, fordern einige Dozenten hier noch ein kurzes deutsches oder englisches Abstract. In deiner Einleitung solltest du die wichtigsten Inhalte deiner Arbeit zusammenfassen. Was wird untersucht und warum? Mittels welchem Verfahren wurden die Daten erhoben und ausgewertet? Zu welchen Ergebnissen kommst du und wie beantwortest du deine Forschungsfrage?
Anschließend an die Einleitung beginnt die theoretische Teil deiner empirischen Arbeit. Hier gehst du zunächst auf den Forschungsstand und auf Lücken oder Widersprücheein. Achte dabei darauf, nur für deine Erforschung relevante Themen anzusprechen und dich nicht in nächste Ausführungen zu verlieren. Dieses Kapitel soll die theoretische Grundlage deiner Forschung abbilden und nicht über diese hinausgehen.
Anschließend stellst du deine Hypothesen vor. Begründe diese aufbauend auf den Forschungsstand und erkläre, mittels welchem Verfahren du sie geprüft hast.
Hauptteil
Nun folgt das Herzstück deiner empirischen Arbeit: Die Durchführung deiner Forschung! Gehe hier besonders sorgfältig vor und beschreibe ausführlich, wie du vorgegangen bist und warum. Beantworte das letzten drei W-Fragen:
• Wer wird untersucht? – Beschreibe und begründe die Auswahl der Grundgesamtheit.
• Wie wird untersucht? – Führe aus, wie die Daten gewonnen wurden und warum du dieses oder jenige Erhebungsverfahren dafür gewählt hast.
• Womit wird untersucht? – Erkläre Erhebungsinstrumente und wie sie die theoretischen Konstrukte erfassen. Gehe dabei auch auf mögliche Vorläufer, Weiterentwicklungen und Kritik des Instrumentes ein.
Anschließend stellst du deine Ergebnisse vor und interpretierst und diskutierst diese. Nenne dabei die wichtigsten Kennzahlen und füge eine Übersicht deiner Ergebnisse in Form von Tabellen einer. Benenne auch die Gütekriterien deiner Daten und erkläre, inwiefern diese repräsentativ für die Grundgesamtheit stehen. Ferner gehst du hier auf deine Hypothesen ein und ob sich diese bewahrheitet oder als nicht belegbar herausgestellt haben. Wichtig ist in diesem Teil deiner Arbeit vor allem, dass du möglichst verständlich und systematischvorgehst und deine Schritte nachvollziehbar sind.
Diskussion und Kritik
Im letzten Teil deiner empirischen Arbeit gehst du kritisch mit deiner eigenen Forschung ins Gericht. Das Ziel ist es hierbei zu zeigen, dass du dir der Schwachstellen deiner eigenen Forschungbewusst bist und uber diese reflektieren kannst. Keine Studie ist perfekt! Also fürchte dich nicht davor, Beeinträchtigungen deiner Ergebnisse anzusprechen.
Fasse noch einmal deine Ergebnisse zusammen und gehen auf die Gütekriterien deiner Arbeit ein. Zeige Herausforderungen und Lücken auf, aber rechtfertige auch, weshalb du deine Forschung so durchgeführt hast. Besonders gut ist es, wenn du am Ende deiner Diskussion an weiterführende Fragen für zukünftige Studieneingehst, die sich weg deiner Forschung ergeben haben.
Fazit
Eine empirische Arbeit im Studium ist im Gegensatz zur Literaturarbeit oft mit viel mehr Zeit- und Arbeitsaufwandverbunden. Allerdings folgt sie einem festen, systematischen Aufbau, den viele der freien Heimarbeit vorziehen. Zudem kannst du in der empirischen Forschungsarbeit selbstständig neue Erkenntnisse gewinnenund der Extraaufwand kommt außergewöhnlich in der Abschlussarbeit gut an. Wenn dir das theoretische Schreiben also nicht so richtig liegt, könnte die praktischere Forschungsarbeit ein guter Ersatz für du sein!
Bildnachweis: Vielen Dank an Jarmoluk und janeb13@pixabay.com, Lukas und Fauxels@pexels.com und Katja Steudel, technische Hochschule Dortmund: "Leitfaden zur Abfassung von empirischen Forschungsarbeiten".
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