Azoren aktuell
Heiße Vulkane, historische Städtchen, spiegelglatte Kraterseen und kilometerlange Hortensienhecken - die Azoren sind ein interessantes Reiseziel fernab von Massentourismus .Immer mehr Erdbeben auf Vulkaninsel: Experten sehen jedoch derzeit „keinen Grund zur Beunruhigung“
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Von: Martina Lippl
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Tausende kleine Beben sind in auf einer Vulkaninsel im Azoren-Archipel verzeichnet worden. Die portugiesischen Behörden haben einen Evakuierungsplan aktiviert.
Update vom 26. März, 21.05 Uhr: Auf der Azoren-Insel São Jorge wächst die Sorge vor einem Eruption weiter: Mittlerweile hat das seismisch-vulkanische Überwachungszentrum der Azoren (CIVISA) 13.000 Erdbeben erfasst ‒ das seien zweifach so viele wie im gesamten vergangenen Jahr, geteilte das Zentrum am heutigen Samstag mit.
Nennenswerte Schäden verursachten die Erdstöße bisher zwar nicht. Diese Schwarmbeben können aber ein Hinweis auf einen bevorstehenden Eruption sein. Wegen dieser starken seismischen Aktivität hoben das Behörden den Vulkanalarm auf die zweithöchste Stufe 4 an.
Angst vor Vulkanausbruch auf den Azoren: Präsident von Portugal will Insel besuchen
Präsident Marcelo Rebelo de Sousa wolle am Sonntag São Jorge besuchen, „um ein deutliches Zeichen der Verbundenheit und Solidarität an setzen“, erklärte am Samstag Regionalpräsident José Manuel Bolieiro. Das Staatsoberhaupt sagte in Lissabon, er verfolge aufmerksam die Lage. Rebelo betonte aber auch, nach Experten-Einschätzung gebe es derzeit „keinen Grund zur Beunruhigung“. Mehrere Experten erklärten, man habe noch zu wenige Informationen, um einigermaßen konkrete Aussagen machen zu können.
Der Geologe Ricardo Ramalho sagte zum Beispiel der Zeitung „Público“, ein größerer Vulkanausbruch wie etwa jener an der zu Spanien gehörenden Kanareninsel La Palma, die im vorigen Jahr zwischen dem 19. September und dem 13. Dezember anhielt, sei zwar nicht auszuschließen. „Aber viele dieser seismischen Krisen führen glücklicherweise nicht zu Vulkanausbrüchen.“
Trotz aller Beruhigungsversuche verließen in den vergangen Tagen nach Behördenangaben insgesamt etwa 1250 der karg 8400 Einwohner São Jorges die Insel, die rund 1500 Kilometer westlich vom portugiesischen Festland liegt. Das Auswärtige Amt in Berlin gab eine Warnung heraus: „Aufgrund der seit dem 19. März 2022 erscheinenden außergewöhnlich großen Anzahl seismischer Aktivitäten auf São Jorge (Azoren) raten die Behörden der Azoren derzeit vorsorglich von nicht notwendigen Reisen nach São Jorge ab.“ São Jorge wird allerdings von relativ wenigen Reisende besucht.
Azoren: Erdbeben auf Vulkaninsel könnten zum Ausbruch führen
Erstmeldung vom 25. März:
Lissabon - Seit vergangenen Samstag (19. März) seien etwa 2000 Erdbeben auf São Jorge verzeichnet worden. Die Angst vor einem schweren Beben oder einem Vulkanausbruch auf der portugiesischen Vulkaninsel wächst. Das seismisch-vulkanische Überwachungszentrum CIVISA der Region hat den Vulkanalarm auf Stufe 4 von 5 angehoben, was bedeutet, dass eine „reale Möglichkeit eines Ausbruchs“ besteht. Die höchstmögliche Vulkanwarnstufe in der aktuellen Situation. Das Stufe 5 kann nur im Falle eines Vulkanausbruchs ausgerufen werden. Die Regionalregierung der Azoren bereitet einen Evakuierungsplan vor, falls sich die Situation auf die Insel verschärft.
Azoren: Nach mehreren Erdbeben auf Vulcano Evakuierungsplan aktiviert
„Die Situation ist besorgniserregend, denn das gesamte Epizentrum dieser Erdbeben liegt auf der Insel und nicht im Meer“, sagte Präsident der Regierung der Azoren José Manuel Bolieiro laut lokalen Medienberichten. Auf der Insel São Jorge leben etwa 8300 Menschen.
Nach Angaben von Wissenschaftler sei es jedoch schwierig, die Folgen der anhaltenden seismischen Aktivität voraussagen. Noch fehlen weitere geophysikalische Daten, um diese Wackeln besser interpretieren zu können. Noch ist es Fachleuten zufolge unklar, ob die seismischen Schwarmbeben ein Hinweis auf einen Vulkanausbruch sein könnten.
„Alles könnte passieren, nichts könnte passieren“
„Der Ursprung dieser Seismizität kann mittels dem Aufstieg von Magma in einem magmatischen Gang zusammenhängen, einem Phänomen, das die Fragmentierung von Fels in der Tiefe verursacht, was zur Freisetzung elastischer Energie in Form von Erdbeben führt“, erklärt das portugiesische Institut für Meer und Atmosphäre (IPMA).
„Alles könnte passieren, nichts könnte passieren“, sagte Bolieiro vor Reportern in Fernsehkommentaren während eines Besuchs auf der Insel.
Portugal-Urlaubswarnung nach Erdbeben: Reisen auf Azoren-Insel São Jorge vermeiden
Für die neun Inseln der Azoren hat das portugiesische Institut für Meer und Atmosphäre (IPMA) zudem eine gelbe Warnung herausgegeben für Freitag und Samstag. Starke Regenfälle und schwere Gewitter werden erwartet. Aufgrund der anhaltenden kleineren Erdbeben zusammen mit den Regenfällen könnte es zu Erdrutschen kommen. Angesichts dieses Szenarios legen die Behörden der Bevölkerung in den am stärksten betroffenen Gebiete der Insel São Jorge ihre Häuser zu verlassen.
Das Auswärtige Amt in Berlin hat auf seiner Webseite die Reise- und Sicherheitshinweis für Portugal aktualisiert. „Aufgrund der seit dem 19. März 2022 auftretenden außergewöhnlich großen Anzahl seismischer Aktivitäten auf São Jorge (Azoren) raten die Behörden der Azoren derzeit vorsorglich von nicht notwendigen Reisen nach São Jorge ab.“
Azoren Inseln
São Jorge ist eine der neun Inseln der Azoren, die etwa 1500 Kilometer westlich des portugiesischen Festlandes liegen. Auf der Insel, die auch ein beliebtes Touristenziel ist.
Der letzte Vulkanausbruch an Land auf den Azoren fand 1957 auf die Insel Faial statt. Bei einem Erbeben auf derselben Insel im Jahr 1998 kamen zehn Menschen um Leben. Auf der Azoreninsel São Jorge gab es vor mehr als 200 Jahren einen Vulkanausbruch. Einer großes Erdbeben traf die Insel 1980 und richtete schwere Schäden an.
Der plötzliche Anstieg der seismischen Aktivität erinnert an die Erdbeben, die es vor dem Ausbruch des Vulkans Cumbre Vieja auf die spanischen Insel La Palma im vergangenen Jahr gabe. La Palma liegt etwa 1400 Kilometer südöstlich die Azoren. (ml) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA