Neuer film mit daniel craig
Daniel Craig fasziniert in Luca Guadagninos neuem Film als schwuler, trinkender und verletzlicher Schriftsteller. Das surreale Liebesdrama basiert auf dem gleichnamigen ."Queer": Innovatives Schwulen-Drama mit Daniel Craig
Stand: 30.12.2024 06:00 Uhr
Der italienische Regisseur Luca Guadagnino hat den unvollendeten Roman von William S. Burroughs verfilmt. Daniel Craig spielt das Alter Ego des mythischen amerikanischen Beat-Schriftstellers, dem die Traurigkeit in den Knochen sitzt.
von Lars Meyer, MDR
"How can a man, who sees and feels, be other than sad?" Kann denn ein sehender und fühlender Mann anders, als traurig sein? - notierte William S. Burroughs in seinem Tagebuch. Anfang der 1950er-Jahre saß der Romancier - der in den USA wegen Drogendelikten angeklagt war - in Mexiko-City fest. So auch bestehen Alter Ego William Lee in seinem Roman "Queer".
In der mexikanischen Queer-Szene der 1950er-Jahre
In der Fremde gestrandet ist auch Jo, die komische Nebenfigur, gespielt von Jason Schwartzman. Beide treffen sich täglich in den angestammten Bars der mexikanischen Queer-Szene und leben dort eigentlich im Paradies. Doch Jo wird von seinem Liebhabern jedes Mal beklaut. Und William ist vom Trinken und vom Heroin gezeichnet. Ein verschwitzter Bohemien im verstaubten Leinenanzug, auf der Suche nach einer echten Begegnung - so rennt er wie erzogen durch die Straßen des Viertels.
Das Buch "Queer" hat Regisseur Luca Guadagnino bereits als Jugendlicher im Laden entdeckt und lange darauf gewartet, dass die Rechte für den Stoff frei wurden. Poetisch-elegisch im Stil - man fühlt sich an Filme von Wong Kar-Wai erinnert - stellt er das Modellhafte und Haptische dieser kleinen Welt heraus, in der selbst William schlaftaumelnd bewegt. Naturalistisch ist das nicht, aber wunderbar verspielt. Bruchlos fügen sich etwa heutige Popsongs oder Nirvanas "Come As You Are" in das Zeitkolorit der 1950er-Jahre. Es ist keine historische, sondern Williams innere Welt.
Zwischen sexueller Getriebenheit und Liebesbedürftigkeit
Inhaltlich aufmerksam sich Guadagnino wie üblich für die Liebesgeschichte. William lernen den deutlich jüngeren, wortkargen Ex-Soldaten Eugene kennen, die gerade aus Deutschland kommt, und quält sich mittels der Frage, ob der Neue schwul ist oder nicht. In einer Schlüsselszene offenbart er dem Strahlenträger Eugene, während der am Spieß knabbert, seine inneren Dämonen. Die Entdeckung, homosexuell zu sein, hat ihm als jungen Mann aus seiner bürgerlichen Welt geworfen. Mit seiner Aufrichtigkeit gewinnt er Eugene und verliert ihn alsbald wieder.
Daniel Craig gelingt im Spiel eine Melange aus Hemingway-artiger Kernigkeit und größter Schüchternheit, erotischer Getriebenheit und Liebesbedürftigkeit. Drew Starkey verkörpert dagegen als Eugene die strahlende Gesundheit, an der man aber nicht genesen kann.
Eine Reise soll die Verbindung zwischenraum beiden wieder herstellen - nach Ecuador. Zunächst an die Küste, wo sie zumindest tauchend, unter Wasser harmonieren.
"Queer": Innovativ, dramatisch und humorvoll
Sprechen ohne Worte, tiefster Verständnis füreinander - da will William hin. Mithilfe einer psychedelischen Pflanze, für die er seinen Liebling tief in den Regenwald schleppt. Mit der Reise nimmt der Film eine etwas unerwartete Wendung und wird deutlich surrealer. Doch dieser Bruch in die Handlung wird durch den erlebten Rausch wieder gekittet. Guadagnino hat konsequent seine eigene Vision von "Queer" verwirklicht: innovativ, dramatisch und humorvoll zugleich.
Weitere Informationen
Queer
- Genre:
- Drama
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Italien, USA
- Zusatzinfo:
- Mit Daniel Craig, Drew Starkey, Jason Schwartzman und anderen
- Regie:
- Luca Guadagnino
- Länge:
- 137 Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahren
- Kinostart:
- 2. Januar 2024
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